Tony fucking Montana ist zurück
verfasst am 02.09.2009Brian de Palmers Scarface erregte 1983 einiges an Aufmerksamkeit, bot der Streifen neben Drogen, Sex und Gewalt noch mehr Drogen, Sex und Gewalt und ließ bewusst Moral und Anstand außen vor. 24 Jahre später erscheint mit Scarface - The World is Yours eine Fortsetzung in Form eines Videospiels, das wiederum mit Sex, Drogen und Gewalt vollgepackt ist; ein erneuter Aufschrei der Sittenwächter - vor allem im Nachbarland Deutschland - ist vorprogrammiert.
Scarface als billigen GTA-Klon abzutun wäre zwar schnell, einfach und großteils richtig, aber eben doch nicht vollends gerechtfertigt. Die Hauptfigur - der das Massaker am Ende des Films doch überlebende Kubaner Tony Montana - ist nämlich ein ganz anderes Kaliber als die diversen GTA-Helden. Basierend auf dem im Film umfangreich charakterisierten Gangster, versprüht Tony auch im Spiel von der ersten Sekunde an seinen unglaublichen Charme und zieht einen so richtig in das Miami der frühen 80er. Fluchend, pöbelnd und so richtig großkotzig macht man sich als Tony auf, das im Film zerstörte Imperium wieder aufzubauen; dass das Ziel vor allem durch Gewalt erreicht wird, sollte jedem Spieler klar sein, immerhin reden wir hier nicht Monopoly.
Vom Stil her hält sich das Spiel an die Vorlage: die dargestellte Gewalt - unter anderem gibt es die Möglichkeit, Gegner effektvoll zu exekutieren - ist an der Grenze des erträglichen und von Moral und Anstand fehlt jede Spur, doch das gezeigte bzw. gespielte kann eben nur so funktionieren, schließlich ist es Tony Montana und der geht bekanntermaßen Probleme lieber direkt an.
Die Grafik überzeugt, die Musik ist umfangreich und wie bei Spielen dieses Genres bestens überlegt und abgestimmt, einzig die Steuerung ist angangs mehr als gewöhungsbedürftig. Zum Spielen selbst, sollte man für die einzelnen Sessions etwas mehr Zeit einplanen, denn nur mal schnell zwischendurch in die Welt von Scarface eintauchen funktioniert stimmungstechnisch nicht.